Revolution der Landwirtschaft
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Nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit bahnen sich zurzeit enorme Veränderungen in der Landwirtschaft an. Im Zentrum dieses Wandels stehen vier Megatrends, die die Agrarwirtschaft und damit unsere Ernährung zukünftig entscheidend prägen werden.
Uranus im Stier
Astrologisch betrachtet entsprechen auch die Umbrüche der Landwirtschaft zu einem Teil dem Wandel von der Erd-Epoche zur Luft-Epoche. Zusätzliche Schubkraft erhalten die tiefgreifenden Neuerungen durch den Marsch des Planeten Uranus durch das Zeichen Stier. Diese beiden Energien, die so gar nicht zueinanderpassen, sorgen etwa einmal pro Lebensspanne für große Veränderungen im Agrarbereich.
Der Stier entspricht dem Element Erde und zählt zu den unbeweglichsten Zeichen des Tierkreises. Er gilt als konservativ, behäbig und starrköpfig, aber auch als zäh, beharrlich und sehr langfristig orientiert. Dazu ist der Stier ein Genießer und ein wenig bequem. Alle 84 Jahre jedoch wird es turbulent, und zwar dann, wenn Uranus seine rund sechs Jahre dauernde Reise durch das Zeichen unternimmt. Dieser Planet, der für Erneuerung, Revolution und Unruhe steht, reißt bildlich gesprochen die Fenster auf und lässt frischen Wind in die warme, manchmal auch etwas muffige Stube, in der sich der Stier so behaglich eingerichtet hat. Jetzt wird es turbulent, was dem Stier überhaupt nicht behagt. Uranus wiederum fühlt sich in diesem Zeichen eingeschränkt und gebremst, denn am liebsten würde er gnadenlos alles Angestaubte hinauswerfen. Kein Wunder also, dass bei dieser Kombination immer mit Umbrüchen und Erschütterungen zu rechnen ist, die zu einem grundlegenden Paradigmenwechsel führen.
1935 – 1942: Die letzte Agrarrevolution
Auch Ende der 1930er-Jahre, als Uranus zuletzt durch den Stier ging, erlebte die Agrarwirtschaft enorme Veränderungen. In Deutschland war sie zu dieser Zeit in den Vier-Jahres-Plan des NS-Regimes eingebunden. Dessen Ziel, landwirtschaftliche Erträge zu optimieren, konnte nur durch eine Mechanisierung erreicht werden. An die Stelle von Ochsengespannen und Pferdefuhrwerken traten – mit staatlicher Unterstützung – Maschinen und Traktoren. Sie ratterten nun lautstark über die Felder und halfen mit, die Lebensmittelproduktion enorm zu steigern. Und so groß die Skepsis anfänglich auch war, verdoppelte sich innerhalb nur weniger Jahre die Anzahl der in der Landwirtschaft verwendeten Motoren.
Das galt nicht nur für Europa. Auch in den USA bewarb der Staat die modernen Landwirtschaftsmaschinen und rechnete den Bauern vor, dass sie mit einem Traktor weitaus besser bedient waren als mit einem Pferdefuhrwerk. »Better and cheaper than horses« lautete das Schlagwort, dem die Bauern so gut es ging folgten, denn ohne Traktor konnte man kaum noch mithalten.
Modern waren in der Agrarwirtschaft damals neben den Maschinen auch die zunehmende Nutzung von Dünger und die Neuorganisation landwirtschaftlicher Verbände, die solcherart ihre Kräfte bündelten. Auch das Konzept der biologisch-dynamischen Landwirtschaft trat damals in Deutschland sichtbar auf den Plan. Gab es bis 1933 gerade einmal an die hundert Betriebe, die sich auf diese anthroposophischen Leitlinien Rudolf Steiners beriefen, waren es bald über eintausend.
2018–2025: Die neue Agrarrevolution & Bauernproteste
Das beschriebene Konzept des Uranus im Stier als Konstellation eines revolutionären Wandels zeigt sich auch jetzt. Im Sommer 2022 eskalierte die Verzweiflung vieler Landwirte in Form der Bauernproteste in den Niederlanden. Laut einer EU-Verordnung muss Stickstoff-Ausstoß um bis zu 70 Prozent reduziert werden, was für etwa ein Drittel aller Betriebe das Ende bedeutet. Oft sind sie seit Generationen in Familienbesitz, wird seit Jahrzehnten ohnehin auf nachhaltiges Wirtschaften geachtet – und nun diese willkürliche, geradezu diktatorische Brüsseler Regel. Nur zu verständlich, dass sich die Bauern restlos überfahren fühlen. International wahrgenommen wurden die Proteste, als ein Polizist auf einen Traktor schoss. Das geschah, als auch der kriegerische Planet Mars in den Stier eintrat und sich zu Uranus gesellte. Es ist durchaus möglich, dass die Proteste über den Sommer 2022 andauern und auch in andere Länder überschwappen. Und doch handelt es hier nur um die Spitze des Eisbergs, denn tatsächlich geschieht all dies vor dem Hintergrund von vier Megatrends, die letzten Endes die Revolution in der Agrarwirtschaft vorantreiben.
Megatrend 1: Struktokratien (Saturn-Pluto im Steinbock)
Eine weitere, prägende Konstellation – die Konjunktion von Saturn und Pluto im Steinbock – hat zum Phänomen der Struktokratien geführt: Digitalisierung und Skalierungseffekte förderten das enorme Wachstum von ohnehin bereits großen Systemen. Anders ausgedrückt: Die Großen fressen die Kleinen, drängen sie aus dem Markt und entwickeln sich zu Machtmolochen nie gekannten Ausmaßes. Dies gilt nicht nur für die großen Tech-Unternehmen, wo diese Entwicklung nicht erst seit dem Beginn der Corona-Krise gut zu erkennen ist. Es gilt auch für bürokratische Apparate wie die EU, die durch eine enorme Regulierungswut versucht, vielfältige Bereiche bis in den letzten Winkel zu kontrollieren. Datensammlungen über die Bürger werden angelegt, alles nur Denkbare digitalisiert, um jeden Einzelnen erfassen und den ausgegebenen Regeln unterwerfen zu können.
Diese beunruhigenden Entwicklungen gelten auch für die Landwirtschaft. Hier zeigen sie sich von einer besonders perfiden Seite, denn niemand wird expressis verbis daran gehindert, weiterzumachen wie bisher. Doch unter struktokratischen Bedingungen wird es schlicht unmöglich. Regelungen und Verordnungen werden ausgegeben, die große Betriebe mit entsprechenden Rücklagen relativ problemlos implementieren können. Kleine Betriebe aber, die oft genug von der Hand im Mund leben, werden dem Untergang preisgeben. In Struktokratien sind die Megakonzerne automatisch im Vorteil und können so in kürzester Zeit ganze Branchen kapern. Für viele Konsumenten, die beispielsweise nun kostengünstiges Bio-Gemüse in jedem Supermarkt bekommen, mag das einen gewissen Vorteil haben. Für den kleinen oder mittelgroßen bäuerlichen Betrieb, der vielleicht vor kurzer Zeit unter großen Mühen auf kontrolliert biologischen Anbau umgestellt hat, sind die Auswüchse der Struktokratien fatal.
Megatrend 2: Klimawandel
Zunehmend erweist sich auch der Klimawandel als große Herausforderung für die Landwirtschaft. Dürreperioden wechseln sich mit ungewöhnlich starken Unwettern ab und verursachen Schäden, die kleinere Betriebe substanziell gefährden. Die Folgekosten sind enorm, denn durch die Naturkatastrophen veröden ganze Landschaften, leiden Ernten, geraten Produktionsketten durcheinander, werden Gebäude und Infrastruktur in Mitleidenschaft gezogen. Zu finanzieren sind dann nicht nur die Reparaturen, sondern auch Investitionen, um etwa Gebäude hitzeresistenter zu machen. Der Klimawandel wird aber auch in einer zweiten Hinsicht zum Kostentreiber, nämlich durch die überbordenden staatlichen Regularien im Zeichen der Klimaneutralität. Auch diese sind für kleinere Betriebe immer schwerer zu erfüllen.
Durch den Klimawandel verschieben sich Flora und Fauna großflächig. Manche traditionellen Nahrungsmittel werden komplett aus dem Speiseplan rausfallen. Dafür wird es Chancen geben, bis dato exotische Pflanzen zu kultivieren, etwa indem in Brandenburg Melonen oder im niederösterreichischen Weinviertel Olivenhaine angebaut werden.
Megatrend 3: Neue Regionalität (Deglobalisierung)
Nach dreißig Jahren ungehemmter Globalisierung schlägt das Pendel nun in die Gegenrichtung aus. Staaten ziehen die Schotten hoch, erlassen Handelsbeschränkungen und schützen zunehmend ihre Grenzen. Doch die neue Deglobalisierung birgt auch große Chancen für die Betriebe vor Ort. Denn durch die steigenden Kosten des internationalen Handels wird plötzlich eine Produktion im Inland wieder interessant. Gerade für kleine und mittlere Betriebe eröffnet das spannende Nischenstrategien, indem man sich auf regionspezifische Pflanzen und Tiere fokussiert, welche für die großen Player nicht genug Mainstream-Potential haben. So können gerade am Land regionale Kreislaufwirtschaften künftig gestärkt werden.
Doch auch in den Städten bahnen sich große Veränderungen an. Dazu zählen die neuen Trends, Städte mit Urban Gardening, vertikalen Gärten oder ganzen Dachplantagen partiell in lebenswerte Grünoasen zu verwandeln und gleichzeitig neue Anbauflächen zu gewinnen. Zur Bebauung überschaubarer Flächen erweist sich das wetter- und klimaunabhängige Indoor Gardening als bedenkenswerte Variante. Und um diese Flächen sinnvoll zu bewirtschaften, ziehen High Tech und Künstliche Intelligenz in die Agrarwirtschaft ein: Ernteroboter gehen sorgsam mit den Böden und Feldfrüchten um, durch KI gesteuerte Bewässerungssysteme sorgen dafür, dass kein Tropfen Wasser verschwendet wird, und Drohnen werden punktuell für die Schädlingsbekämpfung eingesetzt, ohne ganze Felder zu kontaminieren. Der virulente Arbeitskräftemangel in der Agrarwirtschaft kann ebenfalls durch KI und Technologie kompensiert werden, wenn Aussaat- und Erntemaschinen bis hin zu Melkrobotern zum Einsatz kommen.
Megatrend 4: Der neue Ernährungsstil
Schwere körperliche Arbeit war ebenso ein Teil der Erd-Epoche wie die entsprechende Ernährung: kalorienreich mit vielen Kohlehydraten und Fett, saftige Schweinsstelzen und üppige Torten galten als Ideal. In der Luft-Epoche hingegen sind die meisten Menschen nur noch geistig tätig und sitzen vor allem am Computer. Und so liegt leichte Kost zunehmend im Trend, wenn man an den Vegan-Boom denkt oder an Trinkmahlzeiten oder Nahrungsergänzungsmittel, welche das Essen nur noch auf die Aufnahme gesunder Inhaltsstoffe reduzieren. Fleisch, Milch und andere einst dominante tierische Kost hingegen sind stark rückläufig.
Einseitig und langweilig muss Ernährung deshalb aber nicht werden, und das Genießen kann durchaus auf eine neue Ebene gelangen. Bislang haben uns Kochbücher mit unzähligen Rezepten eine Vielfalt vorgegaukelt, die den Namen kaum verdient. Denn tatsächlich werden 75 Prozent der Welternährung zurzeit mit gerade einmal zwölf Pflanzenarten bewerkstelligt – und das, obwohl wir 30.000 essbare Pflanzen zur Verfügung hätten! Auch in diesem Zusammenhang wird KI helfen, ein variantenreicheres Nahrungsangebot zu entwickeln, das wiederum maßgeschneidert für die neue Regionalität adaptiert werden kann.
Die großen Chancen der Zukunft
Die Gefahr, als Klein- oder Mittelbetrieb von den Struktokratien überrollt und aus dem Markt katapultiert zu werden, sind erheblich. Und doch gibt es spannende Zukunfts-Chancen für engagierte Agrarbetriebe:
Die Großen haben eigentlich nur eine Chance: Wachstum. Denn nur mit stetig steigendem Kapitalaufwand können die vielen Herausforderungen – zunehmende Technisierung, überbordende Regeln und Verordnungen, der Klimawandel – und der damit verbundene Kapitalaufwand gemeistert werden.
Kleine Agrarbetriebe hingegen sollten gezielt Nischenstrategien entwickeln und sich auf Angebote fokussieren, welche zu speziell sind für den Massenmarkt und dadurch unter dem Radar der Megakonzerne fliegen. Ob Getreide, Milch- und Viehwirtschaft oder Obst- und Gemüseanbau: Das herkömmliche Angebot wird von den Großen abgedeckt. Was dort aber fehlt, sind die Spezialitäten, die der kleinteiligen Handarbeit und des speziellen Wissens bedürfen – eine ausgefallene Rinderrasse zu züchten und zu hegen, ungewöhnliche Getreidesorten anzubauen oder spezielle Gemüse- und Obstsorten. Von Großmarktpreisen ist man mit diesen speziellen Produkten weitgehend unabhängig, selbst wenn man um ein Mindestmaß an Digitalisierung und Automationsprozessen auch hier nicht herumkommen wird. Und auch ein eigener Vertrieb über Hofladen, Marktstände oder Online-Shop kann hier deutlich die Margen erhöhen.
Den Wandel unterstützen
Die Prozesse des Wandels sind schmerzhaft, aber sie sind unvermeidlich. So, wie man sich Pferdefuhrwerke oder den vor den Pflug gespannten Ochsen längst nicht mehr vorstellen kann, sondern sich an den Traktor gewöhnt hat, wird es auch mit der Digitalisierung geschehen. Technik, Roboter und KI werden zur Normalität in der Landwirtschaft werden. Und man wird sich an die neuen Tools gewöhnen, auch wenn die Phase des Übergangs noch lange andauern wird. Dass die aktuellen technologischen Entwicklungen in der Landwirtschaft ein Stück weit die Lösung für die Klimaverwerfungen sind, ist nicht zu übersehen. Digitalisierung und KI werden uns dabei helfen, ohne Hungersnöte und mit einem akzeptablen Lebensstandard durch all die Veränderungen durchzufinden.
Gerade für kleiner Landwirte ist diese Zeit eine enorme Herausforderung, weshalb hier ein Appell angebracht ist: Das Gebot der Stunde ist Durchhalten! Denn nur wenn Klein- und Mittelbetriebe am Leben bleiben, entwickelt sich ein starkes Bollwerk gegen die Struktokratien. Indem wir nicht immer in den Supermärkten einkaufen, sondern Bauern- und Wochenmärkte vorziehen, kann jeder Einzelne von uns dazu beitragen, ein menschliches Maß und Unabhängigkeit zu bewahren.