Ukraine-Krieg & Neue Weltordnung

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Bereits in meinen Prognosen vom Herbst 2021 habe ich das Hauptmotiv für 2022 mit folgendem Bild beschrieben:

Eine eruptive Feuerfontäne, die aus dem Meer hervorplatzt.

Unter der Oberfläche haben sich schon seit geraumer Zeit neue Kräfte gesammelt und konfiguriert. Nun verlassen diese neuen, radikalen Kräfte ihre Deckung und treten schlagartig aus dem Verborgenen in die Sichtbarkeit mit ihren expansiven Plänen. Die Glaubenskrieger starten ihre Offensive. Und alle sind der Meinung, unter dem Leitbanner der Gerechtigkeit zu agieren.

Während weite Teile des Esotainments aufgrund der Jupiter-Neptun-Konjunktion 2022 große Erlösung und Heilsversprechen proklamiert und das kommende Paradies auf Erden versprochen haben, war astrologisch also bereits klar, dass ein radikaler Umbruch des globalen Machtgefüges zu erwarten ist. Mit Putins Einmarsch in die Ukraine ist dies nun offiziell.

Um die Hintergründe besser zu verstehen, muss man in das Jahr 1989 zurückgehen. Damals schien es, als hätte sich der Kommunismus als größter staatstheoretischer Irrtum erwiesen. Der Politikwissenschaftler Francis Fukuyama proklamierte das Ende der Geschichte. Der jahrzehntelange Kampf zwischen liberaler Marktwirtschaft und Kapitalismus einerseits sowie Planwirtschaft und Kommunismus andererseits schien ein für alle Male entschieden. Politiker aus West und Ost rückten medienwirksam mit mächtigen Stahlscheren an, um den Eisernen Vorhang zu durchtrennen. Eine ganze Ära von wirtschaftspolitischen Restriktionen war vom Fluss der Geschichte hinweggespült worden. Es schien, als hätte die Freiheit endgültig gesiegt.

Etwas mehr als drei Jahrzehnte später zeigt sich ein ganz anderes Bild. Viele Menschen im früheren Ostblocksfühlen sich bis heute gedemütigt und in ihrem Stolz verletzt. Wenige superreiche Oligarchen stehen einer breiten Masse von Wende-Verlierern gegenüber. Die Heilsversprechen des Kapitalismus haben sich für sie nicht erfüllt. Vielmehr sind sie bis heute Steigbügelhalter für den westlichen Wohlstand, liefern dafür billige Arbeitskräfte und Rohstoffe. Die einstigen Glückserwartungen wurden am harten Boden der Realität pulverisiert.

Die Prophezeiung des Nostradamus

Am 11. August des Jahres 1999 fand eine vielbeachtete totale Sonnenfinsternis statt. Die Medienresonanz war enorm. In diesem Sommer lernten die Menschen nicht nur einiges über Astronomie und die Seltenheit derartiger Phänomene. Sie hörten auch von Prophezeiungen aller Arten, die seit Menschengedenken mit solchen Ereignissen einhergingen. Die verblüffendste dieser Voraussagen war zweifellos Vers LXXII des berühmten französischen Astrologen Nostradamus (1503–1566). Darin prophezeite er für das Jahr 1999 – auch diese exakte Angabe eine Seltenheit – das Auftauchen eines »mächtigen Schreckensherrschers«:

L’an mil neuf cens nonante neuf sept mois,
Du ciel viendra vn grand Roy d’effrayeur:
Resusciter le grand Roy d’Angolmois,
Auant apres Mars regner par bon-heur.

Im siebenten Monat des Jahres 1999
Kommt vom Himmel ein großer König des Schreckens
Erweckt den großen König Angolmois
Vorher und danach wird Mars mit Glück regieren

Doch die Sonnenfinsternis ging vorüber ohne gigantische Kometeneinschläge oder Weltuntergänge. Und so war der Spott in der Presse groß. Man lachte über Prophezeiungen im Allgemeinen und über Nostradamus im Besonderen. Doch im Nachhinein wissen wir, dass sich in jenen Tagen etwas sehr Bedeutsames ereignet hat. Zwei Tage vor der Sonnenfinsternis nämlich war in Moskau der ehemalige Direktor des Inlandsgeheimdienstes, Wladimir Putin, zum neuen Ministerpräsidenten der Russischen Föderation ernannt worden. Wenige Tage danach bestätigte das russische Parlament die Ernennung, und bereits am 1. Oktober dieses Jahres startete Putin seinen ersten militärischen Feldzug, der als Zweiter Tschetschenienkrieg in die Annalen einging.

Wladimir Putin im Gruppenhoroskop

Um komplexe Zusammenhänge zwischen einer Vielzahl von Horoskopen zu analysieren, habe ich eine ganz neue Methode entwickelt und 2016 der astrologischen Gemeinschaft vorgestellt: das Gruppenhoroskop. Mit dem Gruppenhoroskop werden die vielschichtigen Vernetzungen zwischen ganzen Horoskopgruppen sichtbar, ganz im Sinne einer neuen Astrologie für die Luft-Epoche. Besonders erhellend ist das Gruppenhoroskop der wichtigsten Weltpolitiker im Zeitverlauf. Betrachtet man dieses für das Jahr 2019 – Donald Trump, Angela Merkel, Theresa May, Emmanuel Macron und Xi Jinping – und stellt Putin in den Mittelpunkt der Gruppe, so zeigt sich ein interessantes Bild: Putins Medium Coeli, jener Punkt im Horoskop, der das Lebensziel darstellt, ist von den Radix-Planteten der anderen Regierungschefs regelrecht belagert. Schon die Optik dieses Gruppenhoroskops verursacht Beklemmungen – wie eingeschränkt und zurückgesetzt musste sich erst Putin gefühlt haben? Stellt man im selben Gruppenhoroskop Trump in den Mittelpunkt, so zeigt sich fast das genaue Gegenteil. Alle anderen Staatschefs liegen ihm zu Füssen, sind aus Trumps Sicht Fussvolk und Dekoration in der Weltpolitik. Dies zeigt, wie gut sich mittels Gruppenhoroskop globale Zusammenhänge erforschen lassen.

Gruppenhoroskop der wichtigsten Weltpolitiker 2019

Die wichtigen Weltpolitiker 2019 im Gruppenhoroskop (erstellt mit der CHRONLEX Software)

Doch seither hat sich die Bühne der Weltpolitik völlig verändert. Mit Olaf Scholz statt Merkel, Joe Biden statt Trump und Boris Johnson statt May lichtete sich die Belagerung um den MC des russischen Staatspräsidenten. Plötzlich boten sich ihm Schlupflöcher, zeigten sich nach Jahrzehnten der Blockaden und Verhinderungen neue Möglichkeiten. Der im Februar 2022 losgetretene militärische Konflikt zwischen Russland und der Ukraine ist nur vordergründig ein Krieg um Territorien oder ökonomisch-politische Hegemonien. Tatsächlich ist er ein Kampf um eine neue Weltordnung, ein Krieg gegen jenen Westen, der den ehemaligen Ostblock jahrzehntelang mit demütigender Arroganz behandelt hat und der nun, nach zwei Jahren Corona, erheblich geschwächt ist.

Die wichtigen Weltpolitiker 2022 im Gruppenhoroskop

Die wichtigen Weltpolitiker 2022 im Gruppenhoroskop (erstellt mit der CHRONLEX Software)

Struktokratien: Überwachungs-Kapitalismus vs. Neo-Kommunismus

Auf die Gefahren der Struktokratie habe ich bereits seit Jahren hingewiesen. »Die Macht ist kein Mittel, sie ist das Ziel«, schrieb George Orwell. Ein Satz, den zu bedenken sich lohnt, betrachtet man die zurzeit entstehenden Überwachungsmaschinerien. Die zunehmende Digitalisierung, der Machtgewinn durch schiere Größe und Skalierungseffekte führen unweigerlich zu einer umfassenden Steuerung des Menschen. So weit wir das auch von uns weisen und derartige Mechanismen in totalitären Systemen verorten: tatsächlich existiert die digitale Steuerung der Einzelnen längst in beiden Hemisphären.

Im Westen finden wir den Überwachungs-Kapitalismus (siehe Arbeiten von Shoshana Zuboff). Wir glauben nach wie vor an individuelle Freiheit und Selbstverwirklichung in unserer freien Marktwirtschaft. Doch eine durch Algorithmen dominierte Leitkultur höhlt diese Freiheit immer mehr aus und etabliert nahezu unbemerkt eine Meinungsdiktatur durch die Hintertür. Besonders stark geht dieses Phänomen von den USA aus, deren Dominanz bislang übermächtig war. Doch mit der Pluto-Wiederkehr im Gründungshoroskop ist aktuell der Stern der bisherigen Supermacht im Sinken.

Der technoide Neo-Kommunismus wiederum hat seine Kernzelle in China. Die Kultur Chinas ist seit Jahrtausenden viel kollektivistischer orientiert. Das Individuum hat sich dem Wohl des Kollektivs unterzuordnen. Dabei finden die Grundsätze des klassischen Marxismus heute ganz neue technologische Entfaltungsmöglichkeiten, siehe Überwachungsstaat mit digitalem Social Scoring System. Und so entsteht im Bündnis zwischen Russland und China eine gewaltige neue Wirtschaftsmacht, die über hochtechnologische Produktionsmöglichkeiten ebenso verfügt wie über reiche Rohstoffe.

Der Westen muss dabei machtlos zusehen. Und das bringt Europa in eine beachtliche Bredouille: Der nach zwei Jahren Corona geschwächte Kontinent versucht sich durch vertraute Allianzen aus seiner misslichen Lage zu retten. Doch der bisherige Hauptverbündete USA folgt seinen Eigeninteressen. Washington kann leicht Sanktionen und Embargos verhängen. Denn der Energiesektor ist weitgehend autark. Europa hingegen können die Embargos schnell zum Bumerang werden und dem Energie- und Rohstoffsektor die Luft abschnüren. Somit befindet sich die EU in einem veritablen Dilemma: Akzeptanz des russischen Feldzugs oder Allianz mit den USA – in beiden Szenarien verliert Europa.

Die künftige Rolle von Europa

Und so steckt Europa aktuell in einer ausweglosen Situation. Die Wirtschaftskrise wird sich im Herbst und Winter noch deutlich verschärfen. Doch so angsteinflößend und unberechenbar die Situation auch scheinen mag: für Europa bietet sich nun die einzigartige Möglichkeit, sich endlich als eigenständige Macht im Weltgeschehen zu etablieren und seinen eigenen Weg zu finden, endlich sicherheitspolitisch und digitalpolitisch autark zu werden. Insofern ist der Ukrainekonflikt ein enormer Innovationsbeschleuniger hinsichtlich der Energiewende, weg von den fossilen Rohstoffen der Erdepoche, hin zu den nachhaltigen Technologien der Luftepoche.

Europa hat diesen Weg schon einmal bewältigt, als 1815 der indonesische Vulkan Tambora ausbrach und ein »Jahr ohne Sommer« verursachte. Frost bis weit in die Sommermonate hinein, ein Massensterben von Nutztieren, schlechtes Wetter und Hungersnöte machten die Menschen erfinderisch. Und man gab neuen Technologien endlich eine Chance. Damals waren das die Dampfkraft und die Eisenbahn, mit deren Hilfe man Güter viel schneller transportieren und verteilen konnte als dies zuvor mit Pferdekutschen jemals möglich gewesen wäre. Heute sind es u.a. die Industrie 4.0 und die Wasserstoff-Technologie. Damit lassen sich ganz neue Produktionsmethoden entwickeln, welche Europa viel unabhängiger machen von internationalen Lieferketten. Und so bietet die aktuelle Ukraine-Krise enorme Chancen für die Transformation ins Luft-Zeitalter.